Natürlich gelingt es der Münchner Sammlerin Ingvild Goetz immer wieder, die Öffentlichkeit zu überraschen. Mit großen Namen, mit einzigartigen Ausstellungen, gerne auch aus anderen Kontinenten kommend. Bisweilen liegt das Gute aber auch ganz nah. So ist’s nicht wirklich ein Wunder, dass sie jetzt, mit leichter Pandemie-Verspätung zum Achtzigsten des Künstlers, aus dem Rheinland einen Maler holt und präsentiert, der ebenfalls zu den Top-Stars gehört, Imi Knoebel nämlich. Allein 18 der ausgestellten Arbeiten stammen aus der Sammlung Goetz.
Venedig scheint die Stadt ihrer jüngsten Erfolge zu sein. Nan Goldin, mit „Sirens“ und im Zuspiel mit der Marian Goodman Gallery auf der noch bis zum 27. November laufenden Biennale vertreten, gibt einerseits selbst die Regisseurin, andererseits stand sie soeben im Mittelpunkt der Filmfestspiele, weil der von Laura Poitras inszenierte Dokumentarfilm „All the Beauty and the Bloodshed“ mit einem Goldenden Löwen ausgezeichnet wurde. In beiden Filmen geht es um das Goldin-Thema schlechthin, um die Abhängigkeit von betörenden Substanzen, letztlich auch um den Kampf gegen die Pharma-Familie Sackler.
Er ist einer der wenigen deutschen Künstler, die wirklich über eine internationale Reichweite verfügen. Er wird weltweit umschwärmt, mit Ausstellungsangeboten und Kunstpreisen quasi überhäuft. Wolfgang Tillmans, der Fotoartist am Puls der jüngsten Generation, wenngleich er, Jahrgang 1968, nicht mehr zu ihr gehört, darf nun bis zum 1. Januar 2023 in einem der renommiertesten Museen der Welt ausstellen, im MoMA in New Work. Seine Retrospektive, auf immerhin knapp 2 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ausgebreitet, zeigt aufs Deutlichste, wie eng privates, intimes Leben mit öffentlicher, politischer Wirklichkeit verknüpft ist.
Mittel, die nicht verbraucht werden, fließen normalerweise ans Bundesfinanzministerium zurück. So hätten Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihr Amtsleiter Andreas Görgen eigentlich eine Milliarde (von insgesamt zweieinhalb Milliarden Euro) auf den Rückweg bringen müssen. Indessen machten sie alles richtig und überzeugten die Bundesregierung, im Zuge der Verhandlungen um Entlastungspakete diesen Sonderetat (ursprünglich für Kulturveranstaltungen in der Pandemie-Zeit vorgesehen) behalten zu dürfen. Damit soll nun Künstlern und Institutionen geholfen werden, die Energiekrise zu bewältigen.
Als Hamburg vor 40 Jahren mit viel Einsatz begann, ein anspruchsvolles Programm für die Kunst im öffentlichen Raum zu entwickeln, gab es in Deutschland noch nicht viele Städte, die sich ähnlich engagiert zeigten. Nun kann die Hansestadt zwar auf reichlich raumgreifende Skulpturen und Installationen stolz sein, doch sie hat auch längst erkannt, dass die Gegenwartskunst neue Wege einschlägt, sich eher temporär, digital, prozesshaft darstellt. Sie ist quasi flüchtig. Keine Überraschung mithin, wenn Hamburg zwischendurch auf Spektakel setzt – beispielsweise mit einer Inszenierung in Sachen Andy Warhol (Kampnagel) und mit einer anderen von Paul McCarthy (SchauSpielHaus).
Ein kleiner Erfolg für die in Berlin ansässige Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Washington: Zwar dauert der Streit um die Herausgabe des legendären, in der deutschen Hauptstadt behüteten Welfenschatzes bereits seit rund zehn Jahren, doch jetzt erst, Ende August 2022, hat der U.S. District Court entschieden, was Stiftungspräsident Hermann Parzingerund die für die SPK tätige Kanzlei Wiggin and Dana seit langem behaupten: Dieser Fall sei kein Fall für amerikanische Gerichte. Wenn die Kläger nicht in Berufung gehen, endet somit das Verfahren in den USA. In der Restitutionssache selbst ist damit freilich noch nichts entschieden. Parzinger: „Der Verkauf des Welfenschatzes, 1935, war kein NS-verfolgungsbedingter Zwangsverkauf.“
Natürlich klingt es zunächst gut, und die Bundesregierung darf es stolz verkünden, doch bei genauer Betrachtung handelt es sich nur um einen sehr kleinen Erfolg für die Kunst-Branche, etwa für Galeristen, die als Verwerter bildnerischer Leistung zugunsten der Künstlersozialversicherung zahlen müssen. Insgesamt hat der Bund nämlich knapp 60 Millionen Euro ausgeschüttet, um die anstehende Erhöhung der Sozialabgaben im Kunsthandel abzufedern. Indessen: Galeristen müssen als Unternehmer von 2023 an mehr zahlen als bislang. Waren es seit Jahren 4,2 Prozent, sind es fortan 5,0 Prozent. Ein knappes Prozent zwar nur, doch es muss künftig in die ohnehin oft schwierige Kostenberechnung genommen werden.
Pech für Monika Grütters. Die ehemalige Kulturstaatsministerin, die trotz ihres Fachwissens wegen absurder parlamentarischer Gepflogenheiten als Bundestagsabgeordnete noch nicht einmal im Kultur- und Medienausschuss sitzt, muss jetzt sogar um ihr Bundestagsmandat zittern. Denn im Zuge der katastrophal organisierten Wahl in Berlin und der nun wohl anstehenden Wiederholung ist damit zu rechnen, dass das Verfassungsgericht in wenigen Wochen eine klare Ansage macht. Dann muss auch im Wahlkreis der Berliner CDU-Frau, in Reinickendorf nämlich, neu gewählt werden – und das wäre für Grütters riskant. Denn sie hatte nur 1 800 Stimmen Vorsprung gegenüber dem SPD-Kandidaten.
Ein Mann ungeschönter Worte, allzeit bereit, sich unbeliebt zu machen. So ist er, der HA Schult, so kennt ihn die Kunstszene. Der Aktionskünstler, mittlerweile 83 Jahre alt, ließ schon vor Jahrzehnten keine Gelegenheit aus, um über Museumsleute und Privatsammler sowie Sponsoren und sogar Kollegen zu lästern. Und so überrascht es nicht allzu sehr, dass er gerne auch mal im postumen Rückblick austeilt. Eine Einladung aus dem Düsseldorfer Kunstpalast habe er gelöscht, teilte er soeben in Berlin lebenden Sammlern mit, den Jochheims, die für diese Ausstellung, „Paris. New York. Grenzenlos“, dem Werk von Christo und Jeanne-Claude gewidmet, auch unzählige Aktionsfotos zur Verfügung stellten. Die würden sich durch „die Leere der Bilder“ auszeichnen, meint Schult
Kurioser Konflikt in London. Die Studierenden am Imperial College proben den Aufstand – gegen die Aufstellung der Stahlskulptur „Alert“. Sie stammt von einem der bekanntesten Bildhauer, vom Turner-Preisträger Antony Gormley, der zum Monatsende 72 wird und in den vergangenen Jahrzehnten weltweit mit unzähligen Ausstellungen und Auszeichnungen versehen wurde, darunter der Praemium Imperiale. Während die jungen Leute voller Empörung von einem „phallischen“ Werk sprechen, will Gormley selbst nur ein Knie erkennen können.