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Wolfsburg: Das Museum der Feministen

12. Juli 2022

Vorübergehend ein Kurswechsel, ein Versuch, das Kunstmuseum Wolfsburg zu einer Feministen-Hochburg zu machen, um für Gleichstellung und gegen Diskriminierung vorzugehen: Andreas Beitin, der Direktor, bereitet im Zusammenspiel mit den Kuratorinnen Katharina Koch und Uta Ruhkamp die Ausstellung „Empowerment“ vor. Vom 10. September bis zum 8. Januar 2023 will das Trio auf rund 2 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche „diverse feministische Ansätze“ vorstellen. Das geschieht anhand von rund 100 höchst unterschiedlichen Positionen, die einen Überblick zur Kunst und den Feminismen des 21. Jahrhunderts geben sollen. Zu den beteiligten Künstlerinnen gehören Yael Bartana, Alexandra Bircken, Monica Bonvicini, Candice Breitz, Teresa Margolles, Pipilotti Rist, Mathilde ter Heijne und die Kollektive AXA projects und Sandbox.

Museen, grundsätzlich betrachtet

5. Juli 2022

Wer nachfasst, merkt schnell, dass die womöglich naheliegende Erklärung nicht stimmt. Nein, der mächtige, der clevere Museumsdirektor Max Hollein, einst in Deutschland tätig, nach wie vor weltweit gefragt, war es nicht, der Daniel Weiss, den ebenfalls einflussreichen Präsidenten des New Yorker Metropolitan Museums, vertrieben hat. Der 65-jährige Weiss, Kunsthistoriker mit Management-Ausbildung, hat nur aus einem einzigen Grund gekündigt: Er will mehr Zeit für seine Tätigkeit als Autor haben. In Vorbereitung ist sein nächstes Buch. Da soll es um die Bedeutung von Museen gehen.

Konzepte, infrage gestellt

5. Juli 2022

Natürlich kann man immer so weiter tun, Jahr für Jahr das Gleiche machen. Aber es geht auch anders, systemsprengend gewissermaßen. In London, Serpentine Gallery, wo bislang im Sommer stets nur Architekten einen Pavillon bauen durften, die in der Hauptstadt noch keine Spuren hinterlassen hatten, wurde das bewährte Konzept nun erstmals infrage gestellt – und ein bildender Künstler für den Auftrag verpflichtet. Der Afroamerikaner Theaster Gates ist es, der im Park eine zehn Meter hohe „black chapel“ errichten durfte, einen auffälligen Rundbau, der auch als Hommage an seinen dachdeckenden Vater zu werten ist.   

Falsche Basquiats

29. Juni 2022

So genau weiß es niemand, warum der Herr Direktor beharrlich an die Legende und die Echtheit von Bildern glaubte, die angeblich 1982 von Jean-Michel Basquiat gemalt und jetzt im Orlando Museum of Art ausgestellt wurden. Sie sollten im Anschluss auf Tournee geschickt werden, zunächst nach Italien, doch das FBI kam soeben ins Haus und beschlagnahmte das seit Monaten umstrittene Konvolut. Immerhin 25 Gemälde. Nun muss Aaron de Groft, der Museumschef, zwangsläufig fürchten, seinen Job zu verlieren.

Echte Überzeugung

29. Juni 2022

Wer oder was Michail Piotrowskij geritten hat, sich derart aus dem Fenster zu lehnen und ein flammendes Plädoyer für Putin und seinen blutigen Krieg gegen die Ukraine zu halten, lässt sich nicht ausmachen. Sicher ist aber, dass der Direktor der Eremitage in Petersburg, der wegen seiner Sammlung mit unzähligen europäischen und amerikanischen Museumskollegen seit Jahren im engen Kontakt steht, auf dem besten Weg ist, sich ins Abseits zu katapultieren. Dabei ist der Mann wegen seines Alters, 77 soll er sein, ohnehin längst im Pensionsalter.    

Die malende Sau

21. Juni 2022

Was gab und gibt es nicht alles. Malende Schauspieler, Musiker und Pornostars, und natürlich die malenden Affen, schon vor vielen Jahrzehnten wissenschaftlich auf den Prüfstand gestellt. Nun wird quasi die nächste Sau durchs sensationsgierige Publikum getrieben, eben das mit der Schnauze malende Schwein. Es heißt, weil es so genial sein soll, was Wunder, kurzerhand Pigcasso – und das in Südafrika lebende 500-Kilogramm-Tier beziehungsweise seine Besitzerin, eine Joanne Lefson, soll schon Preise um die 20 000 Euro erzielen. Logisch, dass der einst vorgesehene Gang zum Schlachthof kein Thema mehr ist. Dieses Schwein hat offenbar Schwein gehabt.  

Die teuerste Spinne

21. Juni 2022

Das gab es noch nie. Eine Skulptur der Gegenwartskunst, auf einer Kunstmesse verkauft, die über 40 Millionen Dollar brachte. Auf der Art Basel ist es soeben gelungen, und keine Geringere als die längst legendäre, im Jahr 2010 im hohen Alter von 98 Jahren gestorbene Louise Bourgeois hat das Werk gestaltet. Dass die Preise der Bildhauerin momentan derart in die Höhe schnellen (schon 2015 wurde eine der Spinnen-Skulpturen für 28,5 Millionen Dollar versteigert), hat zweifellos viel mit der regen Ausstellungstätigkeit des Nachlasses zu tun. Von Basel bis Berlin, von New York bis New Orleans – allerorten ist Bourgeois angesagt. Aber zweifelsfrei spielt dabei auch eine Galerie die große Rolle, die ihr Geschäft beherrscht, Hauser & Wirth nämlich.  

Kurator als Junkie

14. Juni 2022

Nun hat er zwei Jahre lang die Jubiläumsschau zum Fünfzehnjährigen der Sammlung von Julia Stoschek in Düsseldorf vorbereitet – und ist dabei selbst zum Videospieljunkie geworden. Denn Hans Ulrich Obrist, der Schweizer Kurator mit Arbeitsplatz in London, Serpentine Gallery, hat sich um „World Building – Videospiele und Kunst im digitalen Zeitalter“ gekümmert, wie der Ausstellungstitel der nun anderthalb Jahre lang laufenden Ausstellung lautet. Soeben, so hört man, soll sich der 54-jährige Obrist das Videospiel „Elden Ring“ heruntergeladen haben, ganz zum privaten Vergnügen.

Präsidentin als Erneuerin

14. Juni 2022

Offenbar war es ein prominenter Kollege, Deniz Yücel nämlich, der die deutsche Präsidentin der internationalen Kunstkritiker-Vereinigung AICA, Danièle Perrier, tüchtig anregte, ebenfalls grundsätzlich zu werden und nach Erneuerung zu rufen. Yücel bezeichnete die Vereinigung schreibender Kulturschaffender, PEN, kurzerhand als „Bratwurstbude“ und verschwand, um einen eigenen Verein zu gründen, PEN Berlin. Perrier, die Kunstkritiker-Chefin, scheint sich zwar an diesem Abgang zu orientieren, doch ebenfalls über eine Demission nachzudenken, ist wohl kein Thema. Sie fordert die AICA-Mitglieder zum „dringend anstehenden Dialog“ auf.   

Endlich geschafft

7. Juni 2022

Eine schwere Geburt. Sage und schreibe über zwei Jahrzehnte lang hat es gedauert, bis in Aschaffenburg endlich das Museum für den 1894 geborenen Maler Christian Schad eröffnet werden konnte. Das soeben übergebene Haus, das knapp 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet, könnte zur Pilgerstätte der Neuen Sachlichkeit arrivieren. Dabei war Schad – im Gegensatz zu Ernst Ludwig Kirchner – kein Sohn der Stadt. Nach Aschaffenburg kam er einst, weil er dort einen Auftrag angenommen hatte, nämlich die Kopie der Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald herzustellen.

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