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Geld oder Moral?

16. August 2022

Nachholbedarf in der Schweiz. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass sich die Eidgenossen seit jeher mit dem Werk von David Hockney schwer getan haben. Kaum Ausstellungen in den bedeutenden Kunstinstitutionen, wenige Erwerbungen seitens der privaten Sammler. So mussten Leihgaben jetzt von weit her nach Luzern geholt werden, als das Kunstmuseum seine Hockney-Schau plante. Bis zum 30. Oktober ist nun eine umfangreiche Retrospektive zu sehen, die Fragen keimen lässt. Waren Hockney-Bilder zu teuer – oder lag die Schweizer Zurückhaltung am offen homosexuell codierten Werk?  

Streit zwischen Künstlern

9. August 2022

Man muss es mal protokollieren: Er, der Künstler und Kurator, macht alles richtig. Kader Attia, für die zwölfte Berlin Biennale verantwortlich, hatte auch einen älteren Kumpel aus gemeinsamen Ausstellungstagen im Pariser Palais de Tokyo eingeladen – und kassierte dafür nun reichlich Kritik. Nicht nur die aus dem Irak kommenden Biennale-Teilnehmer empörten sich über die Abu Ghraib-Fotoarbeit von Jean-Jacques Lebel, auch die Co-Kuratorin Ana Teixeira Pinto machte Druck – und verabschiedete sich sogar. Lebel zeigt an der Ausstellungsstation Hamburger Bahnhof, wie einst die Amerikaner irakische Häftlinge folterten und verhöhnten. Attia löste jetzt die unmittelbare Nachbarschaft in seiner Inszenierung auf und platzierte Werke der Iraker andernorts, etwa in der Akademie der Künste am Pariser Platz.

Sorge um die Museen

9. August 2022

Es ist nicht nur so, dass derzeit viele Museen noch weit von jenen Besucherzahlen entfernt sind, die sie vor der Pandemie erzielten. Es kommt obendrein neue Unbill auf die Institutionen zu. Sie müssen angesichts der Energiekrise und der reduzierten Gas-Lieferungen damit rechnen, dass es im kommenden Winter schwierig wird, die Häuser weiterhin im üblichen Maße zu heizen und zu öffnen. Was das auch im Hinblick auf die Verantwortung für die Sammlungen bedeutet, welche Kunstwerke wie klimatechnisch geschützt werden können, das wird aktuell vielerorts hinter geschlossenen Türen verhandelt. Immerhin hat Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, soeben unmissverständlich erklärt, dass auch der Kulturbereich „solidarisch Gas einsparen“ müsse.

Kunst im Feuer

2. August 2022

Natürlich ist er ein radikaler Denker, obgleich so manches Pünktchen-Bild verführt, ihn für einen gewieften Dekorateur zu halten, der die visuellen Effekte seiner überbordenden Kunstproduktion genau einzuschätzen weiß. Jetzt bringt sich der britische Künstler Damien Hirst wieder weltweit ins Gespräch, weil vom 9. September an in London jene analogen Werke gezeigt werden, die Sammler erworben hatten, um sie aber letztlich nur als NFTs in die eigene Kollektion zu nehmen. Die gemalten Unikate werden kurzerhand verbrannt.

Kunst vor Gericht

2. August 2022

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen, wenn irgendwo Handelsware auftauchte, die an die vor knapp siebzig Jahren verstorbene Frida Kahlo denken ließ. Zuletzt ging es um einen Konflikt zwischen den Erbinnen des künstlerischen Nachlasses und dem Unternehmen Mattel, bezogen auf eine Barbie-Puppe im Stil der Malerin. Nun flammt ein Streit auf, der vor Gericht enden könnte, wie die Anwälte einer Großnichte der Künstlerin drohen. Im Auftrag von Mara Romeo Kahlo wollen sie Puma verklagen, weil die Firma mit einer Frida-Kollektion wirbt.

Vorfreude in Düsseldorf

26. Juli 2022

In Düsseldorf bahnt sich Großes an. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bereitet eine umfangreiche Einzelausstellung der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer vor, die im Wesentlichen von zwei Aspekten des Gesamtwerks künden wird. Einerseits geht es um ihr gesellschaftskritisches, politisches Engagement, für das sie seit den siebziger Jahren weltweit geschätzt wird; andererseits will das Museum herausarbeiten, wie wegweisend Holzers früher Umgang mit neuen Technologien den Kunstbetrieb beeinflusst hat. Neben der vom März 2023 an geplanten Überblicksschau im K21 wird die Kunstsammlung den öffentlichen Raum der Landeshauptstadt einbinden.

Ernüchterung in Berlin

26. Juli 2022

Noch kann Hartmut Dorgerloh, der Generalintendant im Humboldt Forum in Berlin, mit den Zahlen nicht so wirklich zufrieden sein. Denn das einst als Art Weltkunstzentrum angekündigte rekonstruierte Schlossgebäude, dessen Ostflügel nun am 17. September eröffnet werden soll, scheint zwar als Treffpunkt für Kaffeepausen-Genießer und Dachterrassen-Gäste interessant zu sein, nicht aber ausreichend aufgrund der gebotenen Ausstellungen. Die jüngste Bilanz, exakt ein Jahr nach dem Start erstellt, wirkt ernüchternd: 1,5 Millionen Besucher wurden insgesamt gezählt, doch nur 820 000 davon mochten sehen, was die Kuratoren in die Räume gebracht haben.   

Aus für Blockbuster

19. Juli 2022

In der Tate Modern wird zwar derzeit die umfangreiche Cézanne-Ausstellung vorbereitet, die von Anfang Oktober an knapp ein halbes Jahr lang zu sehen ist und dem Museum sensationelle Besucherzahlen bescheren wird, doch Quote scheint auch in London keine Rolle mehr zu spielen. Wie aus der Direktion zu hören, will man danach keine Blockbuster mehr veranstalten. Genau 50 Jahre nach der weltweit beachteten, außerordentlich erfolgreichen Tut-ench-Amun-Schau im Britischen Museum setzt London klare Zeichen gegen umweltschädigenden Leihverkehr, rund um den Globus.

Schluss mit Turbulenzen

19. Juli 2022

Umbruch im Guggenheim Museum: Direktor Richard Armstrong mag nicht mehr. Vom Frühjahr 2023 soll sich eine andere Direktorin oder eben ein Direktor um die Leitung des Hauses kümmern. Nach 15 Jahren an der Spitze der Institution, die viele Turbulenzen aushalten und bewältigen musste, von internen Personalquerelen über den Sackler-Konflikt bis zum Widerstand an der Baustelle in Abu Dhabi, hat der mittlerweile 73-Jährige genug vom Kunstbetrieb und mag sich auch trotz stattlicher Gehaltserhöhungen nicht länger als Front-Mann geben. Der Krens-Nachfolger geht, ohne Groll, so heißt es in New York.  

Wien: Das Museum als Tierpark

12. Juli 2022

Die Generaldirektorin Karola Kraus, mumok in Wien, kann das von ihr dirigierte Museum moderner Kunst durchaus als Zoo bezeichnen. Immerhin weiß sie, dass rund 500 Werke der umfangreichen Sammlung tierischer Art sind. Naheliegend, dass sie zwei Kuratorinnen beauftragte, nämlich Manuela Ammer und Ulrike Müller, vom 22. September an die Ausstellung „Das Tier in Dir“ zu präsentieren, in der Arbeiten von vielen Künstlerinnen zu sehen sein werden, darunter Helen Chadwick, Valie Export, Gloria Friedmann, Nancy Graves, Candida Höfer, Maria Lassnig, Gina Pane und Susan Rothenberg. Auch ein paar Männer sind dank ihrer Auseinandersetzung mit dem Tier vertreten, etwa Joseph Beuys, Oswald Oberhuber und Daniel Spoerri.   

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