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Humorvoll

1. November 2022

Die Zeiten sind nicht so, dass es viel zum Lachen gäbe. Überall Tristesse, November-Blues, ein Kunstbetrieb, der leidet – in der Folge von Corona, im Hinblick auf die kommende Energiekrise, die in den Museen zur Verunsicherung führt. Schon haben die ersten Häuser ihre Programme reduziert, allemal die Werbekosten; niemand traut sich mehr, in die Verantwortung zu gehen. Gut also, sehr gut, dass der bekannte Autor und Berliner UdK-Professor Jörg Heiser, unterstützt von Cristina Ricupero, für die Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung konzipiert und realisiert hat, die der Albernheit und dem Enthusiasmus in der Kunst gewidmet ist. Wohl kein Zufall, dass ausgerechnet vom 11. 11. an die „Ernsthaft?!“-Schau zu sehen ist.            

Planungsfehler in Wien

25. Oktober 2022

In der Albertina modern, Wien, ist die Augsburgerin Angela Stief als neue Direktorin fürs Programm verantwortlich, und die bis zum 22. Januar 2023 laufende Ausstellung, „Ways of Freedom“, lässt die Sorge keimen, dass die erst im vergangenen Jahr berufene Kunsthistorikerin einem historischen Irrtum verfallen sein könnte. Denn Freiheit findet nicht nur auf der Achse Amerika/Österreich statt. Doch die Nachkriegskunstschau präsentiert vor allem Werke von Künstlern aus den USA und aus Wien – von Barnett Newman und Jackson Pollock bis Maria Lassnig und Arnulf Rainer.

Glasschäden in München

25. Oktober 2022

Zufälle gibt’s. In München, Pinakothek der Moderne, wo der bayerische Museumsgeneral Bernhard Maaz das Sagen hat, quält man sich bekanntlich schon seit vielen Jahren mit Bausünden. Schäden treten freilich nach wie vor auf, wohl mehr als in anderen Museen. So war niemand wirklich überrascht, als kürzlich mal wieder vorübergehend dichtgemacht werden musste – zum Schutz des Publikums. Es waren diesmal nämlich allerlei Glasschäden entdeckt worden. Lange vorbereitet war dagegen die jüngste Schau des Graphischen Kabinetts: „Scheibenrisse“.   

Überfälliges Thema

18. Oktober 2022

Das uralte Thema Ausstellungsvergütung kocht wieder hoch, wie sich anhand eines Statements aus dem BBK-Bundesverband erkennen lässt. Geschäftsführerin Andrea Gysi spürt Auftrieb für das langjährige Engagement, das Künstler nennenswerte Honorare erhalten sollen, wenn sie ihre Werke zeigen. „Die Zeit ist reif“, heißt es in Berlin. Das hat freilich auch damit zu tun, dass nun endlich die noch junge Kulturministerkonferenz der Bundesländer einen entsprechenden Programmpunkt auf ihrer jüngsten Tagesordnung hatte. Was Wunder: Nur durchschnittlich 1 400 Euro haben Künstler monatlich zur Verfügung, um sich und ihren Atelieralltag zu finanzieren.

Überfällige Personalie

18. Oktober 2022

Wer hätte geglaubt, dass es die neue Bundesregierung schließlich doch noch schafft, den im Koalitionsvertrag explizit festgeschriebenen Ansprechpartner für die deutsche Kultur- und Kreativwirtschaft zu inthronisieren. Es ist der Grüne Michael Kellner, der sich fortan um die Belange der Branche kümmern soll. Der beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz tätige Parlamentarische Staatssekretär will künftig „ein offenes Ohr“ haben, wie er selbst erläutert, um Hilfe in der Not möglich zu machen. Ob die Ampel-Regierung die Personalie Kellner aus eigenem Antrieb aus dem Hut zauberte – oder sie sich von einer berechtigten Erinnerung seitens der CDU/CSU-Fraktion anregen ließ, weiß freilich niemand.  

Verhinderter Ruhestand

11. Oktober 2022

Dass ein Macher seines Kalibers nicht kurzerhand in den Ruhestand wechselt und die Branche verlässt, versteht sich. Chris Dercon, der seit 2019 als Präsident der Vereinigung der französischen Nationalmuseen in Paris agiert, hat sich rechtzeitig einen neuen Arbeitsplatz gesichert, um der drohenden Pensionierung zu entgehen. Der Starkurator, der schon im Haus der Kunst in München, in der Tate in London und, weniger erfolgreich, in der Volksbühne in Berlin tätig war, ließ sich als Managing Director von der Fondation Cartier verpflichten. Ein paar Tage vor Weihnachten, am 19. Dezember, will Dercon dort loslegen. 

Überfälliger Ruhestand

11. Oktober 2022

Als wäre es ein Trauerfall. In aller Stille, so wird in Berlin geflüstert, sei er auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Ohne Reden, ohne Party, ohne Pressemitteilung. Einfach weg. Indessen ist es für die Hinterbliebenen in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz kein Trauerfall, sondern wohl eine Erleichterung, dass der bisherige Generaldirektor der Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, endlich seinen Schreibtisch geräumt hat und seinen schon länger im Dienst praktizierten Ruhestand offiziell genießen darf. Traurig, aber wahr: Zwischen der Stiftungsleitung und Eissenhauer seit Jahren ein verkantetes Verhältnis. Von echter Zusammenarbeit keine Spur.  

Zuversicht unter Galeristen

4. Oktober 2022

Großbritanniens Kunsthandel hofft, dass nun Charles III das Zwanzigjährige der Queens Gallery nutzt, um die königliche Sammlung für die Gegenwartskunst zu öffnen. Zwar hatte Queen Elizabeth während ihrer Amtszeit dafür gesorgt, dass die Öffentlichkeit beispielsweise im Buckingham Palace zu sehen bekam, welche Schätze vorhanden waren, doch diese Wechselausstellungen ließen eben auch erkennen, dass das Zeitgenössische unter den 7 600 Gemälden kaum vertreten ist. Charles, der handwerklich talentierte Hobby-Aquarellist, obendrein Gründer der Royal Drawing School, könnte das ändern.

Ernüchterung unter Galeristen

4. Oktober 2022

Wer weiß es nicht: San Francisco gilt bislang – neben New York und Los Angeles – als eine weithin geschätzte Kunst-Metropole, in der Kreativität und Handel blühen. Nicht zuletzt dank der unzähligen Cyber-Millionäre, die Kapital anlegen wollen. Indessen scheint sich nach und nach unter den Galeristen eine gewisse Ernüchterung breit zu machen. Die Geschäfte scheinen nicht mehr wirklich gut zu laufen. Auf jeden Fall macht jetzt die Pace Gallery dicht, und Larry Gagosian, in wirtschaftlichen Dingen seinen Kollegen immer eine Nase voraus, hat sich bereits 2021 verabschiedet. Andernorts, sagt er, floriert es besser.       

Der Fachmann

27. September 2022

In Berlin hatte manche Insider durchaus Bedenken, als der aus Amerika zurückgeholte Museumschef Klaus Biesenbach zum Ende der Grütters-Ära als Direktor der Neuen Nationalgalerie berufen wurde. Mit einem ausgewiesenen Fachmann oder einer Fachfrau der Klassischen Moderne hatte man gerechnet, nicht aber mit einem Experten der Gegenwartskunst. Nun zeigt Biesenbach in der Tat, wie man den Klassiker-Tempel in eine Spielstätte des Zeitgenössischen verwandelt. Soeben mit Simone Forti, jetzt mit dem Duo Allora & Calzadilla.

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