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Wunder in Augsburg

24. Februar 2022

Kulturstaatsministerin Claudia Roth, so scheint es bisweilen, macht zunächst, knapp drei Monate nach Amtsantritt, einen großen Bogen um die großen Baustellen, die ihr die Vorgängerin hinterlassen hat. Ob es um das deutsche Fotoinstitut, den Hamburger Bahnhof, das Humboldt Forum, das Kulturgutschutzgesetz, das Museum des 20. Jahrhunderts oder um die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht, da ist nicht viel zu hören. Roth engagiert sich im Gegenzug aber tüchtig im außenpolitischen Kontext, für die Freiheit der Kunst und der Medien – und auch für Augsburg, wo sie immer noch einen Wohnsitz hat. So war im politischen Berlin niemand wirklich erstaunt, als soeben die Nachricht kursierte, dass die Beauftragte der Bundesregierung aus ihrem Etat satte 13 Millionen Euro für die Generalsanierung der Augsburger Synagoge zur Verfügung stellt.

Konzertierte Aktion

22. Februar 2022

Er zählt zu den Hyperrealisten, gleichwohl misstraut Charles Ray der Wirklichkeit und liebt es, Irritationen in seinen plastischen Ensembles zu realisieren. Das Spiel mit den Dimensionen, auch mit Proportionen, nicht selten von enorm provokativer Wirkung. Der in der Gay-Szene außerordentlich beliebte US-Künstler, knapp siebzig, hat jetzt rund 25 Tonnen Kunst nach Paris bringen lassen, wo er im Zuge einer konzertierten Aktion, halb privat (Pinault Collection), halb staatlich (Centre Pompidou), seinen Marktwert weiter steigern wird. Der Mega-Sammler Francois Pinault darf sich freuen: Ihm gehören bereits 21 der 100 Skulpturen des Bildhauers.

Einsame Aktion

22. Februar 2022

Dass die „Bunte“ als seine Hauszeitschrift letztlich redaktionell alles ausführlich wahrnehmen muss, was er, der Verleger, gemacht hat oder zu tun gedenkt, weiß man. Dass aber zunehmend auch das im Burda-Verlag erscheinende Magazin „Focus“ zum Selbstdarstellungsblatt mutiert, fällt erst in jüngster Zeit stärker auf. Hubert Burda, der sammelnde Kunsthistoriker, malt bekanntlich auch, und jetzt hat er es zugelassen, nicht verhindert oder gar angeregt, dass in der „Focus“-Ausgabe vom 19. Februar auf einer Doppelseite seine in der Tat vor allem bunte Pastellkreide-Zeichnung „Ebene in der Balagne“ publiziert wird. Eine einsame Aktion. Andere Verleger verzichten, ihr Hobby öffentlich zu machen. 

Social Media in Berlin

18. Februar 2022

Sie gehört zwar zum Jahrgang 1945, doch die amerikanische Konzept-Künstlerin Barbara Kruger ist jung geblieben, sehr jung. Auch in ihrer bildnerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit Trends, mit gesellschaftlichen Entwicklungen aller Art, etwa auch mit Social Media. Zu diesem Thema plant sie momentan eine große Ausstellung, die von Ende April an in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu sehen sein wird. Kruger will dabei den Boden des Mies-van-der-Rohe-Baus bespielen. 

Zwischenbilanz in Düsseldorf

18. Februar 2022

Er gehörte mal zu den Gegenwartskünstlern in Deutschland, die weithin umschwärmt waren, denen man eine ganz große internationale Karriere prognostizierte. Doch in den vergangenen Jahrzehnten ist es um Reinhard Mucha ruhig geworden. Er, Jahrgang 1950, zweimaliger documenta-Teilnehmer, hat es sich selbst und seinen Vermittlern niemals leicht gemacht. Ein Bildhauer der besonders nachdenklichen Art. Im September soll er nun quasi ein Heimspiel haben, in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Zeit für eine Zwischenbilanz.   

Der Eigensinnige

15. Februar 2022

Kaum konnte Gerhard Richter seinen 90. Geburtstag feiern, war es auch im Hause von Alexander Kluge soweit: Dass der „große Geschichtensammler“ („Süddeutsche Zeitung“), „Landvermesser“ („taz“) und „geistesgegenwärtige Reporter“ („Die Zeit“), der ebenso als Jurist, Filmemacher, Schriftsteller und Philosoph bekannt ist, irgendwann auch vor der bildenden Kunst als Disziplin nicht zurückschrecken würde, war seit Jahrzehnten klar. In Halberstadt geboren, wo John Cages Töne zu hören sind, gilt Kluge als ein intellektueller Grenzgänger der besonderen Art. Jürgen Habermas‘ Geburtstagseloge war denn auch mit „Die vielen Farben des Eigensinns“ betitelt.

Der Widerwillige

15. Februar 2022

Wer in Milliarden schwimmt, wer ganze Bundesliga-Fußballclubs finanziert (Hertha), wer internationale Kunstausstellungen fördert (Diversity City), der sollte auch – so könnte man meinen – mit leichter Hand einen Kirchner bezahlen können. Aber die Frage ist womöglich, ob einer das will. Ja, es geht um den von der „FAZ“ vorsichtig als „schillernden Unternehmer“ bezeichneten Lars Windhorst, einst in Deutschland als Wunderkind der Investment-Branche gefeiert, der offenbar die „Nackte Frau an der Quelle“ von Ernst Ludwig Kirchner nicht bezahlen möchte, die er vom Münchner Händler Sebastian Neusser, Ketterer Kunst, bereits 2019 erworben hatte. 

Ein großer Tag in Hamburg

11. Februar 2022

Lange haben die Professoren und die Studierenden der Hochschule für bildende Künste in Hamburg diesem Tag entgegengefiebert, dem 11. Februar. Und pünktlich um zwölf Uhr mittags war es dann soweit: Die Wissenschaftssenatorin der Hansestadt, Katharina Fegebank, konnte das neue Atelierhaus am Lerchenfeld übergeben, flankiert vom Architekten Bernhard Winking. Entstanden ist ein Gebäude, das knapp 4 000 Quadratmeter Arbeitsfläche bietet. Kosten: Rund zehn Millionen Euro.

Eine besondere Schau in Rüsselsheim

11. Februar 2022

Die Vorbereitungen laufen hochtourig. Die Bad Homburger Sammler Maria Lucia Klöcker und Ingo Klöcker, beide Juristen, beide seit Jahrzehnten gemeinsam den Frauendarstellungen in der Kunst auf der Spur, wollen vom 13. März an (und bis Ende Juli) in den Opelvillen Rüsselsheim die Ausstellung „Daphne ohne Apoll“ zeigen. Es geht um Verwandlungen, um Übergänge. Und dabei dürfen sie aus einem sorgsam zusammengetragenen Fundus schöpfen, wo Bilder von Künstlerinnen wie Maria Lassnig, Katharina Sieverding und Kiki Smith zu finden sind.        

Die Hausberufung

8. Februar 2022

Früher waren Hausberufungen tabu. Lange her. Jetzt kann man durchaus in vertrauter Umgebung Karriere machen. Beispiel: Kunsthalle Emden. Dort hat die 36-jährige Lisa Felicitas Mattheis im Jahr 2018 begonnen, und knapp zwei Jahre später stieg sie schon auf und übernahm die wissenschaftliche Leitung. Nicht genug damit. Seit einer Woche agiert die Kunsthistorikerin als neue Direktorin der Kunsthalle, als Teil der Doppelspitze, zusammen mit Michael Kühn, dem kaufmännischen Chef. Dass Mattheis den Aufstieg innerhalb weniger Jahre schaffte, könnte auch damit zu tun haben, dass sie zweigleisig ausgebildet ist. Wie Max Hollein, der Direktor des Metropolitan Museums in New York, hat sie einst Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre studiert.

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