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Der Preisträger

8. Februar 2022

Unvergessen, diese Kaiserring-Empfänger, ob Henry Moore (1975) oder Victor Vasarely (1978), ob Günther Uecker (1983) oder Georg Baselitz (1986), ob Mario Merz (1989) oder Katharina Sieberding (2004). Diese Künstler haben sich mit eindeutigen Themen, unverwechselbaren Handschriften und speziellen Techniken einen Namen gemacht. Doch die Gegenwartskunst scheint seit Jahren immer mehr ein Arbeitsfeld für interdisziplinäre Grenzgänger zu werden, und so ist es auch kein Wunder, dass im kommenden Oktober in Goslar, Mönchehaus Museum, der vor 61 Jahren in London geborene Bildhauer und Filmemacher Isaac Julien mit dem Kaiserring 2022 ausgezeichnet werden soll. Der Künstler, der laut Stadtverwaltung „Barrieren niederreißt“, kümmert sich um Themen wie Rassismus und Migration, und dabei ist ihm jedes Medium recht. 

Mehr Frauen als jemals zuvor

4. Februar 2022

Cosima von Bonin, Kerstin Brätsch, Miriam Cahn, Katharina Fritsch, Nan Goldin, Lynn Hershman, Rebecca Horn, Marguerite Humeau, Barbara Kruger, Louise Lawler, Simone Leigh, Rosemarie Trockel, Raphaele Vogel – die Künstlerinnen-Liste der kommenden Biennale in Venedig scheint kein Ende zu nehmen. Unter den über 200 Positionen aus über 50 Ländern, die in der Hauptschau der Kuratorin Cecilia Alemani vom 23. April anzu sehen sein werden, sind überwiegend Künstlerinnen zu finden, mehr als jemals zuvor. Die künstlerische Leiterin hat zudem unzählige Klassikerinnen berücksichtigt, darunter Sonia Delaunay, Leonor Fini, Hannah Höch, Kiki Kogelnik, Louise Nevelson, Meret Oppenheim, Niki de Saint Phalle und Dorothea Tanning. Ein Fest der Frauen.

Mehr Werke als bisher vermutet

4. Februar 2022

Dass es zuletzt, im Jahr 2019, finanziell eng wurde, dass der Mann, der stets gerne großzügig war, oft auch über das Normalmaß hinaus in die Vollen griff und teuerste Weine fließen ließ, in wirtschaftliche Nöte kam, wusste die Branche. Und als Michael Schultz, der am 28. Dezember im Alter von 70 Jahren verstorbene Händler, schließlich pleite war, wunderte sich niemand. Überraschend ist freilich, dass zum Schluss offenbar doch noch viel Kunst zur Insolvenzmasse gehörte, wie die Berliner Kanzlei Hilgers & Partner weiß. Die Insolvenzverwaltung hat immerhin allein 550 Werke aus dem Nachlass ermittelt, die nun nach und nach über Van Ham in Köln versteigert werden sollen. Das Auktionshaus hat in Sachen Verwertung viel Erfahrung, es war auch in der Causa Achenbach tätig. 

Feminismus als Thema

1. Februar 2022

Gewiss: Sein Start als Direktor am Kunstmuseum Wolfsburg verlief nicht glatt, weil Querelen in der Verabschiedung seines Vorgängers das Haus in Unruhe versetzt hatten. Aber Andreas Beitin, einst in Karlsruhe, dann auch in Aachen tätig, hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, mit einem vielbeachteten Ausstellungsprogramm für neue Aufmerksamkeit zu sorgen, ganz der Kunst selbst gewidmet. Wenn er jetzt einräumt, dass „Empowerment“ zweifellos die „wirkmächtigste Schau“ des Jahres sein wird, dann darf man davon ausgehen, dass es auch so ist. Vom 10. September an wollen Beitin und sein Team einen international orientierten Überblick zur Kunst und zum Feminismus seit dem Jahr 2000 geben.

Zeitlichkeit als Thema

1. Februar 2022

Wenn ein hochkarätiger Kurator wie Wulf Herzogenrath eine Programmreihe betreut, dann darf man von ausgehen, dass die Künstler, Ausstellungen und Projekte nicht weniger überzeugend sind. Im Max Liebermann Haus der Stiftung Brandenburger Tor in Berlin sollen vom April an die mittlerweile legendären Langzeitbelichtungen von Michael Wesely gezeigt werden. Der 1963 geborene Künstler erforscht seit langem die Zeitlichkeit, und für seine Schau im Hause Liebermann hat er in den vergangenen Monaten, gewissermaßen aus dem Atelier beziehungsweise vom Balkon des berühmten Kollegen, in Richtung Tiergarten fotografiert. Während der Laufzeit der Ausstellung soll nun zudem der Pariser Platz ins Visier genommen werden.  

Mit Lob

27. Januar 2022

Gewiss hat es in Berlin reichlich Verwunderung gegeben, als im vergangenen Jahr sichtbar wurde, dass sich der Star-Architekt David Chipperfield auch bescheiden zurücknehmen kann, wenn es die Situation erfordert. Ihm, einen der unverwechselbaren Baumeister, hätte kaum jemand zugetraut, dass er die Sanierung der Neuen Nationalgalerie derart behutsam realisieren würde, ganz Mies van der Rohe verpflichtet. Nun wurde die gelungene Grundinstandsetzung vom Bund Deutscher Architekten mit dem Ersten Preis ausgezeichnet. Feierstunde voraussichtlich im Mai.

Ohne gis

27. Januar 2022

Im kommenden August werden es 30 Jahre sein. 1992 starb der amerikanische Komponist und Fluxuskünstler John Cage, der auch hierzulande einzigartige Zeichen und Töne gegeben hat. Zu seinem legendären Nachlass zählt ein von vielen Klangwechseln begleitetes Orgelstück in der Burchardi-Kirche in Halberstadt. Während Bogomir Ecker in der Hamburger Kunsthalle für seine auf 500 Jahre vertraglich festgezurrte Tropfsteinmaschine geschätzt wird, ist es Cage gelungen, einen Zeitraum von 639 Jahren zu belegen. Am 5. Februar wird eine der Pfeifen, das gis, kurzerhand lahmgelegt.

Der Händler als Marilyn Monroe

25. Januar 2022

Dahlem – da denkt die junge Generation quasi automatisch an den beschaulichen Uni- und Villen-Bezirk in Berlin. Ältere Kunstfreunde erinnern sich dagegen prompt an Franz Dahlem, Jahrgang 1938, einen einst krakeelenden Fürsprecher von Künstlern wie Baselitz, Beuys und Palermo. Als Bierbrauer ausgebildet, hatte Dahlem in den frühen Sechzigern mit Six und Heiner Friedrich eine Galerie in München eröffnet und von 1967 an beispielsweise den vermögenden Sammler Karl Ströher beraten. Der Vermittler, durch und durch ein Bohemien, ebenso unberechenbar wie exzessiv, hat in den vergangenen fünf Jahren immer wieder der Kunsthistorikerin Franziska Leuthäusser für Interviews zur Verfügung gestanden, so dass jetzt im Schirmer/Mosel Verlag die autobiografische Erzählung „Am liebsten würde ich Marilyn Monroe sein“ veröffentlicht werden konnte.

Der Künstler als Zeughaus-Retter

25. Januar 2022

Dass er zum Jahrgang 1939 gehört, mag man kaum glauben. Ununterbrochen plant und realisiert er. Als legendärer Macher hat er der Gegenwartskunst schon vor über 50 Jahren einzigartige Impulse geben, oft im Umwelt-Kontext, noch vor Gründung der Grünen als Partei. Der Aktionskünstler HA Schult, einer der prominentesten Vertreter seiner Berufsgruppe, lässt nicht nach, Initiativen zu entwickeln. Jüngstes Vorhaben: Der Stadt Köln will er für einen symbolischen Euro das völlig heruntergekommene Zeughaus abkaufen und im ehemaligen Stadtmuseum mit Sponsorenhilfe, darunter Ford, sage und schreibe rund 30 Millionen Euro in die überfällige Sanierung investieren, um dort ein Museum einzurichten. Für seine Werke, auch für die Arbeiten von Kollegen, darunter Wolf Vostell. Als Kunststadt dürfte Köln kaum absagen können. Allzu verlockend das Angebot.

Ein Signal aus Nordrhein-Westfalen

21. Januar 2022

Man hätte sich auch vorstellen können, dass sie als Kulturstaatsministerin der neuen Bundesregierung eine gute Figur macht. Sie gehört zweifellos zu den kompetentes Kulturpolitikerinnen in Deutschland. Isabel Pfeiffer-Poensgen, einst für die Kulturstiftung der Länder zuständig, nun als parteilose Ministerin in Nordrhein-Westfalen für die Kultur verantwortlich, macht tüchtig Druck, dass die Grütters-Nachfolgerin im Kanzleramt, die Grüne Claudia Roth, das geplante Bundesinstitut für Fotografie vorantreibt. Es soll bekanntlich in Nordrhein-Westfalen entstehen, in Düsseldorf oder Essen.

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