Nee, nicht schon wieder über Johann König nachdenken oder gar schreiben, so mag man im ersten Moment meinen. Schließlich ist doch in den vergangenen Wochen reichlich über den Berliner Galeristen geredet und getextet worden. Übergriffig sei er gewesen, glaubte „Die Zeit“ im September berichten zu müssen, ohne wirklich überzeugend recherchiert zu haben. Seitdem schwimmen dem einst von der Szene umschwärmten Jungstar die Felle davon. Jüngstes Phänomen: Künstlerinnen wie Monica Bonvicini, Katharina Grosse, Camille Henrot, Helen Marten und Corinne Wasmuht haben die Galerie verlassen. Nun muss Johann König fürchten, nicht mehr jene Umsätze zu machen, die nötig sind, um weiterhin in den vorderen Reihen der Branche mitspielen zu können (khs).
Nun steht die Bilanz, nun weiß man, was die Freunde der Pinakothek der Moderne und des Museums Brandhorst in München bereit sind, für ihre Lieblingsorte auszugeben. Es sind sage und schreibe 2,7 Millionen Euro, die von Auktionator Robert Ketterer im Rahmen einer PIN-Benefizauktion zusammengeklopft wurden. Und der stattliche Betrag, der teils per Live-Veranstaltung, teils per Online-Zuschaltung zustande kam, ist auch insofern respekteinflößend, als insgesamt nur 33 Werke angeboten wurden. Das heißt: Durchschnittlich wurden pro Los über 80 000 Euro erzielt. Allein für Cecily Browns Bild wurden rund 750 000 Euro gezahlt. Chapeau (khs).
Kein Zufall, oder doch? Auf jeden Fall hockt die Redaktion, die das neue ARD-Kulturportal unter den Fittichen von MDR-Intendantin Karola Wille betreibt, in Weimar, Schwanenseestraße. Der Standort hat für Insider gewissermaßen ein Geschmäckle, nachvollziehbar. Denn just aus diesem Bundesland kam 2020 der nachhaltig wirkende Widerspruch, als es um die rundum akzeptierte und vorgesehene Erhöhung des Rundfunkbeitrags ging. So stellt sich jetzt die Frage, warum das Dutzend Portal-Redakteure ausgerechnet dort stationiert wurde (khs).
Natürlich muss man loben und es begrüßen, dass die Bundesregierung 100 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Im kommenden Jahr sollen die 18-Jährigen jeweils 200 Euro für Kultur ausgeben dürfen. Der sogenannte Kulturpass, den der BKM-Amtsleiter Andreas Görgen, ein Mann mit Frankreich-Erfahrung, aus dem Nachbarland kennt und wohl übernommen hat, wirft freilich die Frage auf, ob damit letztlich nicht vor allem ein Konzern vom Kaliber Amazon profitiert, wenn die jungen Leute ihre Bücher dort kaufen würden (khs).
Letztlich keine Überraschung, obwohl die Weichen eigentlich anders gestellt waren. Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters und auch ein von ihr berufener Expertenrat hatten Essen als Standort für das seit langem geplante Bundesinstitut für Fotografie vorgesehen. Dass Düsseldorf, wo allein dank der großen Fotografen-Szene eine starke Lobby zuhause ist, über den Vorschlag nicht glücklich war, ist nachvollziehbar. Offen bleibt aber, wie es der Landeshauptstadt gelungen ist, das Ruder herumzureißen – und die Bundesmillionen nach Düsseldorf zu lenken. Ein Verdienst der neuen Kulturministerin in NRW, Ina Brandes, so ist zu vermuten, denn man ahnt, dass es dem Bund völlig egal ist, wo die Fotografie gefeiert wird (khs).
Natürlich ist Dresden überall, denn die Pandemie hat tiefe Spuren allerorten auch in den Bilanzen der Museen hinterlassen. So musste Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, anlässlich ihrer Jahresprogramm-Vorstellung 2023 einräumen, dass es im Blick zurück, auf das Jahr 2021, nicht gut gelaufen sei. Hatte man in den Museen der Dresdner Kunstsammlungen vor Corona noch jährlich ungefähr zwei Millionen Besucher zählen dürfen, waren es anlässlich der letzten Jahresbilanz nur noch rund 760 000. Logisch, dass jetzt verstärkt Anstrengungen unternommen werden, das Publikum zurückzuholen. Mithin: Daumendrücken für 2023 – für Dresden und alle anderen Museumsstädte (khs).
In den deutschen Auktionshäusern, die im Sog international florierender Kunstgeschäfte durchaus Auftrieb haben, war es lange Zeit durchaus Usus, die Mitbewerber zwar genau zu beobachten, doch offiziell so zu tun, als habe man auf der Weltbühne nur zwei ernstzunehmende Häuser neben dem eigenen Unternehmen wahrzunehmen, nämlich Christie’s und Sotheby’s. Ja, Missgunst war oft im Spiel, wenn es um Rankings ging oder um Sammlerkontakte. Nun scheint sich der Wind zu drehen – und es werden Konkurrenten sogar namentlich erwähnt. Souverän. So hat Robert Ketterer, München, das Berliner Auktionshaus Grisebach gelobt, weil es demnächst ein besonderes Beckmann-Gemälde im zweistelligen Millionen-Bereich versteigert. Na also, geht doch, möchte man der Branche zurufen (khs).
Dass er ein Träumer ist, ein Phantast, dass er das Unmögliche möglich machen kann, wie einst mit seinem „Luna Luna“-Kunstpark, ist weithin bekannt. Der österreichische Allround-Künstler André Heller gehört denn zu den Persönlichkeiten in der Kultur, denen man manche Entgleisung nachsieht. Indessen riskiert er seinen bislang immer noch besonderen Ruf, wenn er im Zuge seiner bildnerischen Spielereien rechtliche Grenzen überschreitet. In Wien ist jetzt erst dank einer „Falter“-Recherche herausgekommen, dass Heller, der mit vielen Kollegen quasi auf Augenhöhe verkehrte, einst eine kleine und echte Arbeit von Jean-Michel Basquiat mit einem großen und gefälschten Rahmen veredelte und als „Voodoo-Altar“ des Kollegen in den Markt schleuste. Nee, auch Universalkünstler dürfen das nicht (khs).
Während sich manche Aktivisten im Zwiespalt befinden, ob sie Tomatensuppe oder Kartoffelbrei auf die gottlob in den Museen verglasten Gemälde schütten sollen, fragen sich normal denkende Zeitgenossen, ob die angeblich um die Umwelt und das Welterbe besorgten Youngster noch alle Tassen im Schrank haben. Die Schütt- und Festklebe-Aktionen in den Kunststätten gefährden zwar keine Menschenleben, wie es gerade in Berlin wegen einer Straßensperrung durch die sogenannte letzte Generation geschehen ist, doch sie führen in den Museen zu Maßnahmen, die niemand gut finden kann (khs).
In dieser aus drei Parteien gebildeten Bundesampelregierung kneift es gewaltig, das ist nicht länger zu übersehen. Die zum Antritt beschworene Eintracht ist längst aufgelöst; zu unterschiedlich die Positionen. Jetzt wird nur noch versucht, vor den Kameras mühsam zu kaschieren, dass man den Koalitionspartner am liebsten würgen würde. Dass in der Folge beinahe alles aus dem Ruder läuft, dass sogar einfachste Spielregeln im politischen Alltag vergessen werden, zeigen die Beauftragten der Bundesregierung. Während die Kultur-Beauftragte Claudia Roth am vorgesehenen Intendanten für das Haus der Kulturen der Welt (trotz Antisemitismus-Vorwurf) festhält, empört sich Felix Klein, der Antisemitismus-Fachmann der Bundesregierung, aufs Lauteste. Schon ertönt erneut der Ruf nach dem Kanzlermachtwort (khs).