Im Rausch der allerorten längst selbstverständlichen Bemühungen, Raubkunst an die Herkunftsländer zurückzugeben, kommt es immer wieder zu absurden Empfehlungen und Forderungen, wie jetzt in Berlin. Eine ehemalige Lehrerin, die Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung in der Justizverwaltung, Saraya Gomis, eröffnet eine Debatte, die völlig ins Leere läuft, weil sie die Fakten ignoriert. So kam die Nofretete, die sie nach Ägypten schicken möchte, vor 110 Jahren im Zuge einer Vereinbarung wissenschaftlicher Projektfinanzierung nach Berlin (khs).
Natürlich hatte ein früherer Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover, der legendäre Carl Haenlein, bald 90 Jahre alt, einst den Spendern des Vereins versprochen, dass jene Kacheln, die ihren Namen tragen, für immer an der Wand bleiben dürfen. Doch was hätte Adam Budak, einer seiner Nachfolger, derzeit verantwortlich, tun sollen, als sich die schweren Platten laufend lösten und stets einen kostenintensiven Sicherheitsalarm auslösten? In Abstimmung mit dem Vorstand und der Mitgliederversammlung wurden sämtliche Namen aufs digitale Laufband gebracht. Eine zeitgemäße Reaktion (khs).
Ach nee! Lobt doch die Claudia Roth nicht ständig über den grünen Klee! Rundum tun viele Journalistinnen und Journalisten so, als habe sie, die seit einem Jahr als Kulturstaatsministerin tätige Rechtsaufsicht der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Gelbe vom Ei erfunden und einen Vorstoß gemacht, den Dach-Namen der schwerfälligen, zu reformierenden Institution infrage zu stellen. Tatsache ist aber, dass es bereits vor über zwei Jahren der Wissenschaftsrat war, der auf Seite 21 seines Gutachtens die Empfehlung gab, den Namen zu ändern (khs).
So genau wusste niemand den Grund, aber rundum schienen alle Insider verwundert, als Daniel von Schacky, der Kunsthändler und Stiefsohn des Auktionshaus-Gründers Bernd Schultz, im Jahr 2016 in Düsseldorf sein eigenes Unternehmen eröffnete, Schacky Art & Advisory. Das gut geführte Familien-Unternehmen in Berlin zu verlassen, fortan ohne Grisebach einen eigenen Weg einschlagen zu müssen, so wurde geflüstert, könne doch nur auf Konflikte zwischen Schultz und Schacky zurückzuführen sein. Tatsache ist nun, dass sich der Spiritus Rector zurückzieht und Daniel von Schacky quasi heimkehrt, um mit Co-Chefin Diandra Donecker die Villa Grisebach zu leiten (khs).
Wünsche für die Zukunft der Branche gibt es zuhauf, abgeleitet aus den Ereignissen des zurückliegenden Jahres, auch aus so manchen Statistiken. Ist es nicht beispielsweise dramatisch, dass das Künstler-Einkommen derzeit durchschnittlich nur 1400 Euro pro Monat beträgt? Wie sollen Kreative damit klarkommen, den Alltag finanzieren, den Materialeinkauf bewerkstelligen? Andererseits wird eine Steuergeld-Verschwendung betrieben, dass einem ganz schwindelig wird. Nur ein Beispiel: 16 Millionen Euro hat der Bund innerhalb von sieben Jahren verpulvert, allein um den gelegentlich vom Kabinett genutzten Klausurort Schloss Meseberg bewachen zu lassen. Das muss anders werden. Ein Vorsatz von vielen für 2023 (khs).
Uff, war das ein Jahr, ein unsägliches. Noch schwer von der Corona-Krise angeschlagen, musste sich der Kunstbetrieb bereits wieder auf die nächste Krise einlassen, auf die Energie-Krise. Und vielerorts wurde in vorauseilendem Gehorsam und wegen der nicht voraussehbaren Mehrkosten gleich auf die Programm-Bremse getreten. Vom reduzierten Leihgaben-Tausch bis zur Spar-Strategie in Sachen Werbung – überall massive Einschränkungen und in der Folge eine lähmende Verhaltenheit insgesamt, die erschaudern lässt. Wie der Schwachsinn der sogenannten letzten Generation, die sich am Weltkulturerbe festklebt und es gefährdet, obgleich sie angeblich die Welt retten will (khs).
Können ihn seine internationalen Kolleginnen und Kollegen nicht endlich mal in die Enge treiben, ihm vermitteln, dass sich das von ihm geführte Britische Museum in London auf dem Holzweg befindet? Während allerorten, vor allem eben auch dort, wo Hartwig Fischer, der Deutsche, herkommt und lange gewirkt hat, die Rückgabe von Raubkunst längst selbstverständlich ist und laufend Restitutionsmeldungen verbreitet werden, ob in Berlin, Hamburg oder Köln, stellt sich Fischer taub und stumm zugleich. Und begibt sich somit ins Zwielicht. Sein Augenmerk gilt einzig und allein der geplanten Sanierung des Museums. Sage und schreibe eine Milliarde Pfund soll der Bau-Spaß kosten (khs).
Nein, nein, so geht das doch nicht! Hat das Museum der Dinge in Berlin, das die Wunderkammer des Deutschen Werkbundes pflegt und den Alltagsobjekten ein museales Zuhause gibt, nicht erst vor einigen Jahren den Standort wechseln müssen? Nun schon wieder ein Umzug? Auf jeden Fall hat Renate Flagmeier, die Leiterin der einzigartigen Schausammlung, die Kündigung für die Räume in Kreuzberg erhalten und muss in einem halben Jahr geräumt haben. Zwar stellte der Berliner Senat ein Quartier in Aussicht, doch das wird frühestens 2027 verfügbar sein. Ein schwacher Trost. Eine Kulturpolitik, die den Namen nicht verdient (khs).
Nein, so kann man Otto Muehl nicht inszenieren, ihn auch nicht spielen. Was der Schauspieler Clemens Schick im Kinofilm „Servus Papa, see you in Hell“ der Kamera serviert, ist weit von allem entfernt, was mit dem verstorbenen Aktionskünstler und Kommunenguru zu tun hat. Ein paar typische Otto-Grimassen hat er sich angeeignet, der Schick, aber alles in allem reicht das nicht, um dem Kleinfamilien-Gegner Muehl gerecht zu werden. Wer Muehl kannte, sollte sich Schick nicht antun (khs).
Nun ist es schriftlich dokumentiert - dank Verwaltungsgericht. Der Rauswurf des Belgiers Jan Boelen als Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe war rechtswidrig. Im März wurde er abgewählt und musste seinen Schreibtisch verlassen. Nun hat der unbeliebte Boelen wieder Zugang zur Hochschule – und darf seinerseits den Sieg angemessen feiern. Wie man hört und nachvollziehen kann, lässt der alte und neue Rektor prüfen, ob zwischenzeitlich ergangene Beschlüsse gültig sind (khs).