Als einst Armin Laschet sein Zukunftsteam nominierte, sich auf den Weg machte, Bundeskanzler zu werden, stand er an seiner Seite. Nun darf sich Joe Chialo, der 52-jährige Musik-Manager, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, auf eine richtige Aufgabe freuen: Er soll in Berlin den Kultursenator geben – und somit Klaus Lederer, Die Linke, demnächst ablösen. Gerüchte, dass der neue Regierende in der Hauptstadt, Kai Wegner, die ehemalige Bundeskulturministerin Monika Grütters in den Senat holen könnte, bestätigen sich mithin nicht.
In der Branche kennt ihn jeder, weil im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte niemand an der Paris Bar in Berlin vorbeikam. Wer im Kunstbetrieb zuhause ist, ob als Produzent, Vermittler oder als Sammler, der saß irgendwann schon mindestens einmal dort, wo Martin Kippenberger sich heimisch fühlte, nämlich bei seinem Freund Michel Würthle. Der ist jetzt im Alter von 79 Jahren verstorben, und dass er eine derart große Trauergemeinde hinterlässt, hat auch damit zu tun, dass er nicht nur als Gastronom agierte, sondern seit Anfang der Neunziger zudem selbst als Künstler.
Nun hat der Neue im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin, der wegen möglicher Israel-Feindlichkeit umstrittene Kurator Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, endlich Signale gegeben, wie er konzeptionell vorgehen wird, was er bis 2027 plant. Dabei wurde die Presse mit einer Diktion konfrontiert, die daran denken ließ, dass dieser Kunst-Ort gut auch ein Wohlfühl-Tempel sein könnte. Ndikung will nämlich im HKW die Chance geben, „den Atem im eigenen Rhythmus zu entfalten“, wie es heißt. Auch von einer „Politik der Freude“ und von „Liebe“ ist die Rede. Und dann wurden obendrein ein paar Binsenweisheiten verbreitet: Vor dem Gesetz seien alle gleich, so die Botschaft.
Als die Rieckhallen, die zum Hamburger Bahnhof der Staatlichen Museen zu Berlin gehören, vom Abriss bedroht waren, weil der Eigentümer, ein Immobilienkonzern, dort einen Neubau plante, kam er, Peter Raue, Mister MoMA. Der Kunstfreund und Kunstanwalt, der einst als Vorsitzender des Freundeskreises der Nationalgalerie den großen Ausstellungserfolg in der Hauptstadt möglich machte, setzte sich, erneut mit Peter-Klaus Schuster, dem ehemaligen Nationalgalerie-Direktor, für den Erhalt der Hallen ein. Nun wurde die mittlerweile gelungene Rettungsaktion mit einer frohen Botschaft verstärkt: Das Landesdenkmalamt Berlin erweiterte den Denkmalschutz, der für den Hamburger Bahnhof gilt, auf die Rieckhallen.
Kaum ist er in Frankfurt angetreten, kaum steht die Schirn Kunsthalle unter seiner Regie, kann Sebastian Baden, der von der Kunsthalle Mannheim kam, um fortan am Römerberg den Direktor zu geben, einen ersten großen Erfolg verbuchen. Gerade in diesen Nach-Corona-Zeiten ist es bekanntlich allerorten in den Kulturstätten schwer, wieder zufriedenstellende Besucherzahlen zu erreichen, und so zählen jene 243 582 Besucherinnen und Besucher eigentlich doppelt, die Baden in der Chagall-Schau der Schirn registrieren lassen konnte. Immerhin der größte Publikumszustrom in der Geschichte des Ausstellungshauses. Zum Vergleich: Dank Magritte wurden rund 190 000 Tickets verkauft, mit Munch 213 000.
Er steht nicht selbst auf der Bühne, er hat auch weder die Kulissen noch die Kostüme gestaltet. Gleichwohl ist Jonathan Meese an der Volksbühne in Berlin der Star des Abends, wenn die „MONOSAU“ aufgeführt wird. Denn der Maler, vom Gesamtkunstwerk-Gedanken beseelt, hat als der Autor die Vorlage für diese „Hypercollage“ geliefert. Die Texte stammen aus den neunziger Jahren, als er bei Franz Erhard Walther an der Hamburger Kunsthochschule studierte. Prominentester Schauspieler: Martin Wuttke.
Zu den Einsamen gehört er nicht, er liebt die Menschen, weilt gerne unter ihnen, und manchen rückt er mit der Kamera derart auf den Leib, so dass seine (3D-)Filme bisweilen unter die Haut gehen. Dabei ist der Regisseur Wim Wenders, der zunehmend als Fotograf agiert, ein glühender Verehrer des Meisters der Einsamkeit, Edward Hopper. Der amerikanische Maler, der dank seiner einzigartigen, unverwechselbaren Bilder im vergangenen Jahrhundert Kunstgeschichte geschrieben hat, war ein begeisterter Kinogänger und steht jetzt im jüngsten 3D-Opus von Wenders selbst im Mittelpunkt.
Er gehörte mal zu den Museumsdirektoren, die international bestens vernetzt sowie und laufend mit allen Kolleginnen und Kollegen im Austausch waren. Mittlerweile hat sich der Putin-Verehrer Michail Piotrowski, Ermitage-Direktor seit drei Jahrzehnten, allerdings ins Abseits katapultiert. Weltweit staunen Museumsleute, wie sich der Mann gegen die Rückgabe von Benin-Bronzen nach Nigeria aussprechen kann.
In der Branche wissen es alle Insider: Im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, wo einst der charismatische Jean-Christophe Ammann dirigierte, später Udo Kittelmann und dann Susanne Gaensheimer die Regie führten, herrscht seit längerer Zeit intern schlechte Stimmung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beklagten sich bereits wiederholt bei Kulturdezernentin Ina Hartwig über die derzeitige Direktorin, über Susanne Pfeffer. Jetzt hat ihre bisherige Stellvertreterin, Anna Sailer, das Weite gesucht und gefunden – in Straßburg, wo sie am 1. März die Leitung des Musée Ungerer übernimmt.
Dass die mächtige MCH Group, Basel, die Londoner Kunstmesse Masterpiece kurzerhand abgesagt hat, dass sie sich diesen Markt nicht mehr leisten will, hat die Branche reichlich irritiert. Immerhin gibt es die Messe seit 2010, und die Schweizer hatten beim Erwerb, 2018, hinlänglich Zeit, die wirtschaftliche Situation zu prüfen. Damals schien die Masterpiece eine ideale Ergänzung im Portfolio darzustellen. Nun – ein knappes halbes Jahr vor der geplanten nächsten Eröffnung – das überraschende Aus.