Statements

Das Minimum

31. Mai 2022

Ein Kindertaschengeld, fünf Euro, und dafür ein echtes Kunstwerk; geht das? Ja, es geht, und es läuft gleich richtig gut, so alle Prognosen. Denn die Deutsche Bank, die in Berlin per PalaisPopulaire den Kunstbetrieb bereichert, will in den kommenden Tagen eine Cash-Maschine im Forum aufstellen, einen Bankautomaten, der es EC-Karten-Inhabern erlaubt, bedruckte Geldscheine von Michael Riedel als Grafiken zu erwerben. Eine eigene Währung letztlich, und der „Riedel“, wie sie heißt, reflektiert natürlich auch den Warenwert der Kunst. Insgesamt soll es 45 Millionen Riedel geben, Scheine von fünf bis 500 Euro. Ein künstlerisches Money-Projekt, das optimal zur Deutschen Bank passt (khs).  

New Yorker Erleichterung, ignoriert

24. Mai 2022

Ob das die richtige Entscheidung war? Eher nicht. Freilich ist es allzu verständlich, dass weltweit versucht wird, die durch die Pandemie verursachten wirtschaftlichen Schäden aufzufangen und den Unternehmen zu helfen. Doch die jüngste Nachricht aus New York, dass Auktionatoren keine Zulassungen mehr benötigen, stellt nicht wirklich eine Erleichterung dar, sondern wird zu neuen Problemen führen. Gottlob haben die großen, die international tätigen Auktionshäuser im Zuge ihrer vielbeachteten Mai-Auktionen erklärt, an der bisherigen Regelung festhalten zu wollen, auf die nun möglichen Lockerungen zu verzichten (khs).

Berliner Stiftungsdrama, unübersehbar

24. Mai 2022

Welches Elend, welches Ende. Natürlich kneift es vielerorts – und Museumsdirektoren sind nicht immer glücklich am jahrelang bespielten Arbeitsplatz. Ja, zugegeben, manche von ihnen schlafen im Laufe der Dienstzeit auch schlichtweg ein und machen sich selbst entbehrlich. Ursachen-Forschung zu betreiben, ist nicht wirklich sinnvoll, weil jeder Fall anders liegt. Aber wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und damit eben ihr Präsident, Hermann Parzinger, mit dem Generaldirektor der Staatlichen Museen umgehen, das ist schlichtweg peinlich – für alle Beteiligten. Beim jüngsten Jahresempfang der Stiftung durfte Michael Eissenhauer nur noch den Zuhören geben, schweigend, kaltgestellt, abgeschoben. Ein Drama (khs).         

Viel Skepsis

17. Mai 2022

Kann das gutgehen? Ist Stephanie Rosenthal, die umweltbewusste und politisch überaus korrekte Direktorin des Gropius-Baus in Berlin, tatsächlich die Frau, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigen kann, welche Rolle die Kunst auch unter missgünstigen Voraussetzungen spielen muss? Schließlich geht es nicht immer nur ums Monetäre. Auf jeden Fall wird Rosenthal vom 1. September an das Projekt Guggenheim Abu Dhabi leiten und somit die Weichen für eines der größten Museen weltweit stellen. Skeptiker zuhauf; verständlich (khs).

Null Feedback

17. Mai 2022

Wie kann das sein? Sind die Italiener nicht enge Freunde der Deutschen, haben die Medien nicht stets voller Wohlwollen über das berichtet, was Germania auf der Biennale in Venedig zeigt? In diesem Jahr scheint das anders zu sein. Für Maria Eichhorn, die sich den Pavillon der Bundesrepublik unter dem Aspekt seiner Geschichte vorgenommen hat (über das NS-Regime hinaus), keine Zeile. Nichts zu lesen, weder links noch rechts, weder in „La Repubblica“ noch in „Corriere della Sera“. Kein Statement ist freilich auch ein Feedback (khs).   

Kunst, politisch

3. Mai 2022

Gut gemacht. Ralf Beil, der Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, hat die Urban Art Biennale, einst von seinem Vorgänger gegründet und mit Inbrunst in der traditionsreichen Industrie-Architektur realisiert, erstmals in den Stadtraum hineinwachsen lassen. Die Entwicklung macht auch deshalb Sinn, weil diesmal – mehr als jemals zuvor – viele der beteiligten Künstler in situ gearbeitet haben, so dass neue Werke vor Ort entstanden sind, oft im direkten Austausch mit der Bevölkerung. Und die aktuelle Lage, ob Pandemie oder Krieg, hat zudem viele der Kreativen angeregt, dezidiert politisch zu arbeiten. Kurzum: Die sechste Urban Art kann sich in der Tat sehen lassen (khs).  

Kunst, olfaktorisch

3. Mai 2022

Wie riecht ein Getreidefeld, wie eine frisch gemähte Wiese? Wie stinkt Pulverdampf oder Hundekacke? Und, ja: Will man es wissen? Wollen Ausstellungsbesucher angesichts von Landschafts- oder Schlachten-Gemälde auch die entsprechenden Gerüche inhalieren? Im Prado in Madrid wird derzeit darüber nachgedacht, wie der Raum 83 erkennen lässt. Dort lässt sich die Kunst olfaktorisch wahrnehmen, weil in Zusammenarbeit mit einem Parfümeur erstmals der Versuch gestartet wurde, die Besucher auch dank unterschiedlichster, gleichwohl auf die Bilder abgestimmter Düfte zu begeistern. In wenigen Wochen, so heißt es, wird man mehr wissen. Ob Scharfseher zugleich Spürnasen sind. Oder ob sie sich überfordert fühlen, was wohl gut möglich ist (khs).     

So ist es richtig

26. April 2022

Natürlich hätte man es gut verstehen können, wenn Witwe Rita alles absagen würde, die für den 30. und 31. Juli geplante Aktion auf der Basis des sogenannten Sechs-Tage-Spiels nicht mehr realisiert sehen mag. Immerhin war Hermann Nitsch, der bekannteste der Wiener Aktionisten, am Ostermontag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in der Nähe seines Schlosses Prinzendorf verstorben. Doch offenbar will Rita Nitsch das Vermächtnis von den Freunden des Orgien-Mysterien-Theater-Machers umsetzen lassen und bereitet zusammen mit der Nitsch Foundation, Wien, das zweitägige Fest ganz nach der detailliert vorliegenden Partitur des Künstlers vor. Dass Nitsch die Entscheidung richtig finden würde, davon darf man ausgehen. Denn der Dialektiker betonte stets die Einheit der Gegensätze, also auch Leben und Tod (khs).     

So geht es nicht

26. April 2022

Neben Hannover und Bremen war Hamburg schon immer führend, wenn es um die Kunst im öffentlichen Raum ging. Millionen wurden im Laufe der Jahrzehnte ausgegeben, um die Hansestadt auch mit teils überaus anspruchsvollen Werken zu möblieren. Und immer wieder waren bildnerische Konzepte realisiert worden, die davon zeugten, dass sich die Kunst selbst laufend verändert. Von raumgreifenden, oft tonnenschweren Arbeiten hin zu leichten, flüchtigen, auch zu solchen, die Partizipation möglich machen. Zum 40. Geburtstag des Programms Kunst im öffentlichen Raum hat sich Hamburg nun weitere 500 000 Euro genehmigt, um neue Werke zu installieren. Dabei schmerzt es, wenn bestehende Arbeiten vergessen und eben vernachlässigt werden, etwa die verrottende „Firmament“-Installation von Stephan Huber und Raimund Kummer, 1994 am Hauptbahnhof-Nord verwirklicht (khs).

Der Ast, auf dem er sitzt

19. April 2022

Ob das heikelste Thema ebenfalls aufgegriffen und womöglich von beiden Seiten beleuchtet wird? Auf jeden Fall ist nichts ausgeschlossen, wenn ein hellwacher rbb-Moderator, Volker Wieprecht, den nun anstehenden Jahresempfang der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin in eine vitale Show verwandeln soll. Stiftungspräsident Hermann Parzinger, so ist es vorgesehen, soll nämlich auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth begrüßen – und er hätte durchaus Grund, die neue Rechtaufsicht zu fragen, warum sich der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages kürzlich für eine Etat-Sperre in Höhe von sechs Millionen Euro ausgesprochen hat, ob die Entscheidung mit ihr, Roth, abgestimmt gewesen sei. Immerhin wurde Parzinger quasi abgestraft, weil die geplante Stiftungsreform nicht recht vorankommt. Er will halt den Ast, auf dem er bis zur eigenen Pensionierung sitzen bleiben möchte, nicht abschneiden. Verständlich, aber nicht im Sinne der Reformforderung des Wissenschaftsrates (khs).   

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