Nun lassen sie sich feiern, als hätten sie nicht nur den Hamburger Bahnhof in Berlin gerettet, sondern gleich die ganze Gegenwartskunst. Was als Pressemitteilung seitens der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verbreitet wird, ist nichts anderes als eine Kapitulationserklärung. Denn Insider wissen, dass das Hauptgebäude nicht für weitere 25 Jahre gemietet werden sollte, sondern im Fokus eines geplanten Erwerbs durch den Bund stand. Und dann fragt man sich natürlich, ob das Statement des Stiftungspräsidenten, Hermann Parzinger, nicht wie Nebelerzeugung wirkt. Immerhin kann man nicht von „klarer Zukunftsperspektive“ schwadronieren, wenn nach wie vor völlig unklar ist, ob die Rieckhallen, wesentlicher Teil des Museums für Gegenwart, dauerhaft gesichert werden können (khs).
Heißa. Vollmundiger geht’s ja kaum. Und dann kommen diese überschwänglichen Worte auch noch aus dem Büro der sich gerne spröde gebenden, nun in den Ruhestand wechselnden künstlerischen Leiterin der Bundeskulturstiftung in Halle, Hortensia Völckers. Die Frau, die einst an der Seite der umstrittenen documenta-Kuratorin Catherine David agierte, konnte zuletzt rund 35 Millionen Euro Steuergeld pro Jahr in die Kulturszene fließen lassen und scheint jetzt über ihre Nachfolgerin derart beglückt zu sein, dass man stutzig wird. Katarzyna Wielga-Skolimowska sei für die Stiftung ein „wahrer Glücksfall“, ja, es sei mit dieser Berufung „ein Coup“ gelungen. Wirklich? Immerhin hat die Polin, Jahrgang 1976, in Israel schon einmal mitgewirkt, als dort ein Polnisches Jahr gestaltet werden musste (khs).
Kein Zweifel: Was in den vergangenen Wochen in Kassel passiert ist, wie die documenta mehr arglos als vorsätzlich in Gefahr gebracht wurde, das ist hanebüchen. Eine Katastrophe. Nicht nur, dass Kunst antisemitischen Inhalts vorübergehend gezeigt wurde, ist schlimm. Noch empörender, wie die Verantwortlichen mit dem Eklat umgehen. Im Fokus steht insbesondere Sabine Schormann, die Generaldirektorin, die trotz aller Warnungen bereits im Vorfeld der Großausstellung nicht glauben mochte, dass sie zuständig ist. Es könnte nun gut sein, dass die documenta fifteen, das von Kollektiven geprägten Aktivistencamp, unter dem Negativ-Image leidet und zu wenige Besucher lockt. Dann würde garantiert erneut mit einem Defizit zu rechnen sein. Denn im Gesamtetat von über 42 Millionen Euro stecken allein 12,5 Millionen, die durch Eintrittsgelder erzielt werden sollen. Eine Herkulesaufgabe in der aktuellen Situation (khs).
Er vergisst nichts, und das ist gut so, sehr gut. Philipp Demandt, der Direktor des Städel Museums in Frankfurt, zugleich verantwortlich für das der Skulptur gewidmete Liebieghaus, hat in seinem jüngsten Jahresbericht, gleich im ersten Absatz, den Finger in die Wunde der Bundespolitik gelegt und einen Fauxpas in Erinnerung gerufen, der so schmerzhaft wie entlarvend war. Denn Museen wurden während der Pandemie von der Bundesregierung als Freizeiteinrichtungen eingestuft, sie wurden „mit Sportstudios und Bordellen gleichgesetzt“ (Demandt). Solche Gedankenlosigkeit schmerzt nicht nur den Wissenschaftler, sondern eben auch den Kunstmanager Demandt, der alles dafür tut, dass das bürgerschaftliche Engagement in Frankfurt zugunsten von Städel und Liebieghaus eine bedeutende Rolle spielt. Und das mit großem Erfolg: Wieder haben manche Testamente hessischer Museumsfreunde den Direktor erfreut, nach eigenen Angaben „besonders berührt“ (khs).
Als Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier vor Tagen anlässlich der documenta-Eröffnung in Kassel zur Überraschung vieler Zuhörer die Grenzen der Kunstfreiheit aus seiner Sicht definierte, sich in diesem Kontext gegen jegliche Form von Antisemitismus stemmte, zeigten sich manche irritiert. Wollte das Staatsoberhaupt dem Kuratoren-Kollektiv ruangrupa vorschreiben, wen und was es zu zeigen hat? Nur Stunden später stellte sich dann aber heraus, dass es unter den unzähligen Werken von über 1 500 Mitwirkenden tatsächlich antisemitische Satire gibt, letztlich Hetze gegen das Judentum. Ein indonesisches Künstler-Kollektiv, Taring Padi, hatte die documenta als Plattform des Protestes gegen Israel missbraucht. So stellt sich die Frage, ob es seitens der documenta-Geschäftsführung, Sabine Schormann, wirklich klug war, die vor der documenta geplante Diskussion zum heiklen Thema kurzfristig abzusagen. Es drängt sich überhaupt die Frage auf, ob eine solche Geschäftsführung vom documenta-Aufsichtsrat nicht schleunigst abberufen werden sollte (khs).
Im Museum Moderner Kunst (MMK) in Frankfurt am Main kneift es, seit langem schon. Einst von Direktoren wie Jean-Christophe Ammann, Udo Kittelmann und Susanne Gaensheimer überaus lebendig gehalten, war es zunächst lange Zeit sehr ruhig, als Susanne Pfeffer im Jahr2018 die Direktion übernahm. Die Kuratorin schien kein Interesse daran zu haben, das MMK ins Gespräch zu bringen. Es ähnelte zunächst einer Forschungsstätte, wo keine Eile vonnöten ist. Später hörte man dann von Unstimmigkeiten zwischen Leitung und Team, von verkanteten Verhältnissen. Und nun ist der Skandal offensichtlich: Rund 80 Prozent der knapp 40 Mitarbeiter wehren sich gegen Pfeffers umstrittenen Führungsstil, und Kulturdezernentin Ina Hartwig muss sich schleunigst überlegen, ob sie nicht endlich ein Machtwort sprechen will. Mit Moderation allein geht‘s nicht weiter (khs).
Natürlich ist das Zusammenspiel von Galerien und Auktionshäusern kein einfaches. Es ist vielfach belastet, gleichwohl sich die Primär-Marktteilnehmer und jene Häuser, die den Sekundärhandel als Geschäft betreiben, in Sachen Ein- und Verkauf laufend die Bilder zuschieben. In den vergangenen Jahren war international freilich zu beobachten, dass die Auktionshäuser viel in Sachen Gegenwartskunst machen, auch eigene Ausstellungsräume betreiben und Künstlerkarrieren antreiben, letztlich also den Galeristen in die Quere kommen. Dank ihrer Sammlerkontakte quasi ein Kinderspiel. So überrascht es nun wenig, wenn ein cleverer New Yorker Galerist mit weltweiten Kontakten, David Zwirner, aufs dünne Eis dieser komplizierten Beziehung geht – und mit seinem „Consignment“-Geschäftsmodell einen offiziellen Wettbewerb eröffnet und seinerseits den Auktionshäusern die Kundschaft wegnehmen will. Mit guter Aussicht auf Erfolg (khs).
Was aktuell in Bern diskutiert wird, ist so absurd, dass man es kaum glauben möchte. Weil im Zentrum Paul Klee allerlei Sanierungsmaßnahmen etwa in Sachen Heizung und Lichttechnik erforderlich sind, letztlich auch im Sinne des Kantons und seinen CO2-Vorgaben, hat Direktorin Nina Zimmer im Schulterschluss mit ihrem kaufmännischen Leiter und dem Team einen Investitionskredit beantragt – und durfte bislang zudem davon ausgehen, dass sich der Kanton Bern, der als wichtigster Geldgeber den laufenden Betrieb möglich macht, an seine Zusagen hält. Nun wird allerdings befürchtet, dass ein gewährter Bundeszuschuss in Höhe von 600 000 Franken dazu führt, dass der Kanton seinen Beitrag in eben dieser Höhe kürzt, wie im Großen Rat erörtert wird. Abstrafung für erfolgreiche Arbeit, die das Bundesamt für Kultur gewürdigt sehen wollte, so scheint es (khs).
Nun ist sie nur noch als einfache Bundestagsabgeordnete für die CDU tätig, mithin nicht mehr so wirklich im Fokus der großen Öffentlichkeit. Doch dann und wann taucht die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters doch noch auf, etwa in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Dort durfte die Christdemokratin, die zuletzt vom Bundeskanzleramt aus Klaus Biesenbach, den neuen Nationalgalerie-Direktor, aus Amerika heimgeholt hatte, einen weiteren deutschsprachigen Museumsmann ehren. Max Hollein, der Direktor des Metropolitan Museums in New York, wurde mit einer Grütters-Laudatio als Kulturmanager geehrt, und die Politikerin versäumte es nicht, den geladenen Gästen mitzuteilen, dass er Berlin zweimal einen Korb gegeben habe. Hollein mochte weder zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz noch ins Humboldt Forum wechseln. Gut nachvollziehbar (khs).
Ein enorm verspäteter April-Scherz? Auf jeden Fall geht es dem Kulturminister Südafrikas, Nathi Mthethwa, ganz offensichtlich darum, ins Buch der Rekorde zu kommen – oder allemal den längsten Mast in die Landschaft zu stellen. Am Stadtrand von Pretoria soll nach seinen Vorstellungen eine sage und schreibe 100 Meter hohe Nationalflaggenstange errichtet werden, die mit einem zehn mal 15 Meter großen Tuch versehen ist und angeblich als Symbol für die Einheit zu verstehen sei. Das umgerechnet 1,2 Millionen Euro teure Superlativ-Projekt löst reichlich Widerspruch aus. Das Ende der Fahnenstange sei für Mthethwa erreicht, heißt es im Parlament. Durchaus verständlich (khs).