Statements

Fehlende staatliche Hilfe

14. Juni 2023

Obgleich Lindinger + Schmid auf allen Ebenen, ob Bund oder Land, ob Wirtschafts- oder Kulturressorts, deutliche Signale gab und Hilferufe verbreitete, mochte die Politik keine Förderung gewähren. So wurde die KUNSTZEITUNG mit keinem Cent aus dem „Neustart“-Etat der Kulturstaatsministerin (BKM) unterstützt, obgleich aus diesem Programm beispielsweise sage und schreibe 20 Millionen Euro für private Hörfunk-Anbieter ausgeschüttet wurden. In einer BKM-Pressemittteilung wurde sogar auf die beim Rundfunk einbrechenden Werbeeinnahmen hingewiesen – exakt das Problem, an dem die KUNSTZEITUNG schließlich scheiterte.

Abstrafung kritischer Haltung

14. Juni 2023

Von Anfang an, mithin seit 1996, zeichnete sich die KUNSTZEITUNG durch ihre unabhängige, kritische Haltung aus. Gleichwohl stets Begehrlichkeiten formuliert wurden, oft auch seitens der Anzeigenkunden versucht wurde, den Verlag zu nötigen, sich für Inserate mit wohlwollender redaktioneller Berichterstattung zu revanchieren, blieben die beiden Verleger standhaft. Ihr Verständnis von journalistischer Arbeit, geprägt durch die Haltung, dass die Presse als Korrektiv zu fungieren habe, ließ es nicht zu, dem zuletzt massiv zunehmenden Druck nachzugeben. „Lieber aufhören, als sich verbiegen“, so Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid unisono.

Tadel für die Staatsministerin

24. Mai 2023

Ob sie es geahnt hatte? Dabei hätte sie, die Kulturstaatsministerin, damit rechnen müssen. Denn schon lange wird seitens der Jüdischen Gemeinde verbreitet, dass Claudia Roth ein gestörtes Verhältnis zu den Juden habe. Und so wunderte sich kaum jemand, dass sie nun anlässlich einer jüdischen Veranstaltung in Frankfurt tüchtig ausgebuht wurde. „Lange aufgestauter Frust“, so erläuterte es der Zentralrat der Juden, habe sich während der Roth-Rede entladen. 

Lob für den Alleinerben

24. Mai 2023

In den amerikanischen Museen, ob im San Francisco Museum of Art, im Art Institute of Chicago oder im MoMA in New York, kennt mittlerweile jede Kuratorin oder jeder Kurator den Mann, Witwer des 2015 verstorbenen Malers Ellsworth Kelly. Als Alleinerbe hat sich John Shear einen Ruf wie Donnergott erworben, weil er, überaus großzügig, rundum viele Museen gezielt beschenkt. Denn er hat die DNA der einzelnen Häuser genau studiert. Er kenne den Geheimcode, verriet kürzlich der MoMA-Direktor, voller Dankbarkeit und Lob. 

Pariser Debakel

11. Mai 2023

Unsäglich, was sie, die weithin geschätzte Schweizer Malerin, Miriam Cahn, in Paris angerichtet hat. Im Palais de Tokyo meinte sie, ihre Ausstellung selbst inszenieren zu müssen. Klare Ansage: „I am the boss here“. Indessen scheiterte die Künstlerin als Kuratorin kläglich. Grauenvoll gehängt, viel zu dicht, ohne Struktur, ohne Sensibilität für das einzelne Werk, so dass Cahn ihr Werk selbst entwertet. „Inszenieren heißt Lieben“, so hatte documenta-5-Macher Harald Szeemann einst geschrieben. Miriam Cahn sollte Szeemann lesen, nein, am besten inhalieren. 

Wiener Bilanz

11. Mai 2023

Seit genau fünf Jahren ist sie nun im Amt, die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, nachdem sie zuvor den „steirischen herbst“ in Graz dirigiert hatte. Doch so richtig viel Begeisterung will in der Wiener Kunstszene nicht aufkommen. Das liegt zum Teil an ihrer fehlenden Zuständigkeit, andererseits aber eben auch an unzulänglichen Entscheidungen. So ist die Kunsthalle Wien, die mal zu den weichstellenden Institutionen im Kunstbetrieb gehörte, in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Kaup-Hasler hatte ein kroatisches Kollektiv zum kuratorischen Einsatz gebracht. Nun hofft sie, dass von 2024 an die Britin Michelle Cotton eine bessere Figur macht. Hoffentlich.    

Fehlendes Feingefühl

27. April 2023

Nix dagegen, dass vielerorts Sponsoren benötigt werden, um besondere Projekte der öffentlichen Hand möglich zu machen. Aber sollten die Gegenleistungen etwa der Museen nicht in einem Rahmen stattfinden, der noch erträglich ist? Unerträglich beispielsweise, wenn die Neue Sammlung in München, in der Pinakothek der Moderne ansässig, in einer kurzen Pressemitteilung sage und schreibe sieben Mal (!) für Nymphenburger wirbt. Zwangsläufig muss sich der Leser fragen, ob das Museum seinem Auftrag noch gerecht wird – oder den Bildungsort kurzerhand an die bekannte Manufaktur verscherbelt hat. 

Fehlender Spürsinn

27. April 2023

Was soll man davon halten? Hat sich die Regisseurin Birgit Schulz, verantwortlich für den soeben in den Kinos gestarteten Dokumentarfilm „Der Illusionist“ über den verurteilten Betrüger Helge Achenbach, womöglich blenden lassen? Auf jeden Fall ist es unsäglich, dass die Story über den ehemaligen Düsseldorfer Kunsthändler derart viel Mitleid mit dem Gescheiterten erkennen lässt. Statt die Opfer des Kunstberaters zu bedauern und Licht in die Affäre zu bringen, bietet der knapp 100 Minuten dauernde Film ein einseitig poliertes und oft rührselig anmutendes Achenbach-Porträt, das vom fehlenden Spürsinn der Filmemacherin zeugt. Mehr nicht.   

Baustelle Antisemitismus

11. April 2023

Ja, natürlich muss Antisemitismus bekämpft werden, egal, wo er in dieser Gesellschaft zu attestieren ist. Da kann es keinerlei Zweifel geben, denn er ist auch durch die Kunstfreiheit nicht geschützt, wie man spätestens anlässlich der vergangenen documenta in Kassel lernen musste. Es stellt sich nun allerdings die Frage, ob im Sog einer damals nur schleppend anlaufenden Reaktion aus der Politik jetzt ein Übereifer angesagt sein muss. Klartext: Hessens Kunstministerin, die Grüne Angela Dorn, die im Nachhinein eine Studie zu den Vorgängen anlässlich der Schau in Nordhessen in Auftrag gegeben hatte, legt derzeit nach – und will eine zweite Untersuchung finanzieren. Jetzt sollen die Museen des Bundeslandes auf den Kopf gestellt werden, denn nach ihrer Einschätzung gibt es in den staatlichen Häusern durchaus Bestände, „die antisemitische Stereotype transportieren“.   

Baustelle Pergamonmuseum

11. April 2023

Nee, Leute, so geht’s doch nicht. Was ist da los mit der Bundesbautruppe, dem Denkmalschutz, auch mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz unter ihrem Präsidenten Hermann Parzinger? Seit Jahren immer wieder das gleiche Spiel, das mittlerweile übliche Kommunikationsspiel. Stets gibt es Gründe, warum Termine und Kosten nicht gehalten werden können, warum alles später und teurer wird. So dient der Pergamonmuseum-Südflügel als anschauliches Beispiel skandalträchtigen Bauens. Im Jahr 2000 per Wettbewerb festgezurrt, soll die Planung nun erst 2037 (!) umgesetzt sein. Hatte man damals von 124 Millionen Euro berichtet, dürfen mittlerweile allemal 722 Millionen fällig sein. Mit weiteren Kostensteigerungen (in Höhe von 300 Millionen) wird fest gerechnet. Dann würde allein diese Sanierung über eine Milliarde Steuergeld verschlingen.

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